Im Zeitalter der digitalen Wirtschaft erlebt der E-Commerce eine wahre Explosion mit Sprengkraft für die gesamte Lieferkette. Die Erwartungen der Verbraucher und die Art und Weise, wie sie einkaufen, ändern sich. In diesem Kontext wurden neue Modelle für das Management von Logistik und Vertrieb entwickelt, die den Bedürfnissen moderner Verbraucher entsprechen müssen.
Die Zahlen des E-Commerce
Der Trend ist unaufhaltsam: 2019 überstiegen die Verkäufe 3,53 Billionen Dollar, 2021 werden sie voraussichtlich einen Wert von 4,5 Billionen Dollar und 2022 von 6,54 Billionen Dollar erreichen. Im Jahr 2020 wird die Anzahl der digitalen Käufer voraussichtlich über 2,05 Milliarden liegen, bis zu 2,14 Milliarden sollen es im Jahr 2021 werden. (Quelle: Oberlo)
Wir sprechen über eine Zunahme von 276,9% der weltweiten E-Commerce-Verkäufe in den kommenden Jahren (Shopify), und bis 2040 werden voraussichtlich 95% der Einkäufe online getätigt werden (Nasdaq).
Kundenerfahrung
Die Welt des Online-Einzelhandels wird immer wettbewerbsintensiver, und dabei wird gerade der Service, sowohl im kommerziellen als auch im logistischen und vertrieblichen Bereich, bei den zukünftigen wie auch schon heutigen Online-Verkäufen eine grundlegende Rolle spielen und immer mehr zum echten Mehrwert sowohl in der Beziehung zu den Verbrauchern als auch in den Geschäftsbeziehungen entlang der Lieferkette werden. Der Grad der Kundenzufriedenheit wird eine neue Bedeutung erhalten und im Einzelhandel von entscheidender Wichtigkeit sein. Der Kaufprozess muss effizient sein, und zwar mit ansprechenden Einkaufsmodalitäten.
Einkaufsmodelle näher an den Kundenbedürfnissen: BOPIS und BOSS
Ein Omnichannel-Ansatz, den einige Giganten der Branche wie Walmart, Target und Amazon schon seit langer Zeit verfolgen, stellt heute einen Trend zu starkem Wachstum im globalen Maßstab dar. Diese Art von Ansatz stellt den Kunden in den Mittelpunkt der Strategie des Einzelhändlers zur digitalen Transformation. Der Kunde wird dabei in alle Kanäle und alle Phasen des Kaufprozesses einbezogen und erhält alle möglichen Optionen, um seinen Kauf abzuschließen. Betrachten wir einige Omnichannel-Trends, d.h. BOPIS (Buy Online, Pick Up In-Store / Online kaufen und im Geschäft abholen) und BOSS (Buy Online, Ship-To-Store / Online kaufen, Versand zum Geschäft), die beide in der Lage sind, die Kundenzufriedenheit deutlich zu verbessern und eine entscheidende Rolle bei der Lead-Konvertierung spielen.
Versuchen wir zunächst zu verstehen, wie diese Kaufmodelle beschaffen sind und warum sie funktionieren.
BOPIS – Buy Online, Pick Up In-Store – impliziert einen Online-Kauf und die Abholung der Artikel im Geschäft.
BOSS – Buy Online, Ship-To-Store – ist ein Prozess, der ins Spiel kommt, wenn BOPIS-Bestellungen nicht vorrätig sind Wenn der bestellte Artikel nicht verfügbar ist, beschafft ihn das BOSS-System bei der nächstgelegenen Filiale und minimiert so den Prozentsatz der Umsatzverluste.
Warum funktionieren diese Kaufmodelle?
- Zunächst einmal sind sie in der Lage, die Einfachheit eines Online-Einkaufs mit der Unmittelbarkeit und Bequemlichkeit des Auffindens von Waren in einem physischen Geschäft zu kombinieren und so ein integriertes und dynamisches Einkaufserlebnis zu bieten.
- Und nicht nur das, diese Strategien ermöglichen große Kosteneinsparungen. Der Versand an die Verkaufsstellen statt an den Endkunden ist viel günstiger und führt zweifellos zu großen Einsparungen hinsichtlich der Verpackungskosten und des Aufwands bei der Vorbereitung von Bestellungen.
- Weitere Einsparungen ergeben sich auch aus der Verringerung der Retouren und des Managements der sogenannten Reversen Logistik.
- Das Lager-out-Risiko für die am stärksten umlaufenden Produkte wird drastisch reduziert, zudem wird der Bestand an langsamer umlaufenden Artikeln verringert, was sich in einer Optimierung von Lagerhaltung und Platz niederschlägt.
- Die BOPIS-Strategie ist auch eine Möglichkeit, Kunden in das Geschäft zu leiten. Mehr Verkehr und daher wahrscheinlich mehr Verkäufe, da ein Besuch in einem Geschäft die Möglichkeit von Konvertierungen erhöht.
Vorteile für den Verkäufer, aber auch für den Kunden, der seine Kundenerfahrung durch größere Flexibilität, Anpassung und eine größere Auswahl an Kaufoptionen in verschiedenen Kanälen deutlich verbessert sieht.
Warum verbessert sich die Kundenerfahrung mit diesen Strategien? Zunächst wird der Kunde in der Lage sein, zu prüfen, was er gekauft hat, bevor er es mit nach Hause nimmt, es auszuprobieren und zu entscheiden, ob er den Kauf abschließen will, wobei lästige Warteschlangen vermieden werden.
Der Kunde muss sich dann nicht mehr um die Rückverfolgung der Bestellung kümmern, da sie im Geschäft ankommt. Nicht zuletzt wird der Kauf für den Kunden günstiger, da keine Versandkosten anfallen (übrigens bleiben die Versandkosten auch weiterhin der Hauptgrund für den Abbruch des Kaufvorgangs bei Online-Käufen).
Micro-Fulfillment Center (MFC) für einen Omnichannel-Einzelhändler
In einem hart umkämpften und zunehmend drängenden Markt wie dem Einzelhandelsmarkt, in dem die erforderliche Vorlaufzeit immer kürzer wird (schnelle Lieferzeit ist eine der größten Anforderungen von Online-Käufern), hilft die Einführung des Micro-Fulfillment Center MFC den Unternehmen, die Lieferungen zu beschleunigen und die Entfernung zwischen den Auftragsabwicklungszentren und ihren Kunden zu verringern.
Micro-Fulfillment Center sind hochautomatisierte Mini-Vertriebszentren, die in der Lage sind, Online-Bestellungen selbstständig zusammenzustellen und die Lieferkosten der „letzten Meile“ zu reduzieren.
Dank ihrer „Mikro“-Dimension können diese Robotersysteme direkt in großen Städten, hinter einem oder mehreren Geschäften oder in angrenzenden Gebäuden, platziert werden und stellen eine gültige Alternative zu den traditionellen zentralisierten Verteilungszentren dar, die in der Vergangenheit zur Belieferung von Einzelhandelsgeschäften verwendet wurden.
Das Micro-Fulfillment-Modell ist sicherlich besser geeignet für Omnichannel-Modelle wie BOPIS oder BOSS.
Logistik: ein Schlüsselfaktor für den Erfolg im E-Handel
Logistik und E-Commerce sind eng miteinander verbunden und Logistik ist oft ein kritischer Erfolgsfaktor, an dem sich die Einzelhandelsgiganten messen lassen.
Unternehmen, welche die Möglichkeit des Online-Verkaufs unter Verwendung bestimmter Kaufmodelle nutzen wollen, müssen in der Lage sein, Geschwindigkeit, Präzision und Flexibilität zu gewährleisten. Den Kunden muss garantiert werden, was sie wollen, wie und wann sie es wollen.
Um dies zu erreichen, muss jedes Unternehmen, das am E-Retail beteiligt ist, in eine schlanke Logistik investieren, die Automatisierungssysteme und Auftragsmanagement–, Bestandsmanagement- und Inventarmanagement-Systeme umfasst. Ein wesentliches Element für das Funktionieren von Einkaufsmodellen wie BOPIS oder BOSS ist vor allem eine genaue Bestandsaufnahme unter Echtzeitkontrolle.
Ein erster Schritt hin zu einer adäquaten Logistik, die für moderne Einkaufsmodelle gerüstet ist, könnte die Einführung eines automatischen Vertikallagers innerhalb der eigenen Lieferkette sein.
Das automatische Vertikallager stellt eine der möglichen Technologien dar, die in der Lage sind, die Leistung in Bezug auf Kommissionierung/Stunde zu erhöhen, die Kommissionierungsgenauigkeit zu steigern (und somit die Retouren zu verringern) und einen ständig kontrollierten und aktualisierten Bestand zu gewährleisten.
Da das automatische Vertikallager modular aufgebaut ist, kann es an jede industrielle Umgebung angepasst werden und eine ausgezeichnete Oberflächen- und Volumenleistung garantieren.