Interview mit Alberto Hausmann – Supply-Chain-Manager von Modula Spa
Die Logistik ist ein weites Feld mit tausend Facetten, das sich in den letzten Jahren immer mehr ausweitet, und in das automatisierte Lösungen implementiert werden, die das Szenario verändern, in dem sich die Unternehmen schon bewegen und noch bewegen werden müssen.
Es gibt Begriffe, die jeden Tag verwendet, aber oft als selbstverständlich hingenommen werden, darunter sicherlich der Begriff Lieferkette, engl. Supply Chain, der manchmal missverstanden oder mit anderen Begriffen verwechselt wird.
In diesem Artikel haben wir Alberto Hausmann, Supply-Chain-Manager von Modula Spa, interviewt, um nicht nur darüber zu sprechen, was die Lieferkette ist, sondern vor allem zu untersuchen, wie diese bei Modula gemanagt wird, einem Unternehmen, das die Logistik zu seiner Essenz gemacht hat.
1. Was ist die Lieferkette (Supply Chain), und was ist der Unterschied zwischen Lieferkette und Logistik?
Unternehmenslogistik bedeutet das Management der Warenflüsse (und der zugehörigen Informationen) innerhalb eines Unternehmens, Supply-Chain-Management bedeutet das Management der Flüsse entlang der gesamten Lieferkette (Lieferant – Hersteller – Händler) oder zumindest zwischen Hersteller und Händler. Es handelt sich um zwei völlig verschiedene Dinge, auch wenn das Letztere eine Erweiterung des Ersteren ist.
Es ist allerdings zu bemerken, dass es heute längst allgemein üblich ist, mit dem Begriff Supply-Chain-Management das zu bezeichnen, was in Wirklichkeit Unternehmenslogistik oder allenfalls integrierte Logistik ist, während der Begriff „Logistik“ seine frühere Bedeutung von „Lagerung und Transport“ wiedererlangt hat und Transportunternehmen nun Logistikunternehmen heißen.
Der Begriff „Logistik“ selbst hat im Laufe der Zeit eine andere Bedeutung angenommen.
Im Laufe der Jahre hat sich das Wort „Logistik“ vom Begriff der „Distributionslogistik“, d. h. einem rein physischen Begriff, entfernt, und dem Konzept der „Lieferkette“ angenährt.
Selbstverständlich fokussieren sich die einzelnen Unternehmen auch auf unterschiedliche Themen.
In den 1980er-Jahren lag der Schwerpunkt vor allem auf der Optimierung der Transportkosten und der Verringerung des internen Platzbedarfs sowie auf der unvermeidlichen Verbesserung der physischen Abläufe.
In den 1990er-Jahren begann man die Bedeutung des Informationsflusses zu erkennen, und so traten die ersten Informationssysteme für Logistik und Lagerhaltung zaghaft in Erscheinung, während das Interesse an Themen wie der Prozessorganisation, der strategischen Rolle von Logistikentscheidungen, der Wichtigkeit von Service gegenüber dem Endkunden zunahm.
Heute schließlich sprechen wir von „Logistik“ als „Kette“, nämlich „Supply Chain“.
Die wichtigsten Themen heute sind:
- Vorgelagerte und nachgelagerte Integration in die Kette
- Die logistische Segmentierung der Kunden
- Flexibilität
- Die Logistikpreisliste, die nach den dem Kunden versprochenen Serviceleistungen differenziert ist.
Allesamt hochsignifikante Themen, auf die Modula versucht, proaktiv zu reagieren, um sich zu verbessern.
2. Was ist das Supply-Chain-Management, und welche Unternehmensabteilungen sind daran beteiligt?
Supply-Chain-Management ist das einheitliche Kanalmanagement, das durch die Organisation eines Flusses aus dem Verkauf und durch die Zentralisierung der Lagerverwaltung realisiert wird. So geben die Verkaufsstellen Informationen über die Verkäufe an das Vertriebszentrum weiter, das Vertriebszentrum leitet sie an die Hersteller weiter und beschafft neue Ware in Chargen von einigen Tagen, je nachdem, was verkauft wurde oder voraussichtlich verkauft wird.
Der Leitsatz des Supply-Chain-Managements ist, dass der Markt die Produktion bestimmen sollte und nicht umgekehrt: Sie kaufen oder produzieren, was Sie voraussichtlich verkaufen werden, anstatt zu verkaufen, was Sie gekauft oder produziert haben.
3. Welcher Wettbewerbsvorteil ergibt sich daraus?
Den Kunden in den Mittelpunkt stellen, mit besonderem Augenmerk auf den Service.
4. Wer ist der Supply-Chain-Manager, und was macht er/sie?
Der Erfolg erfordert eine große Entschlossenheit der an der Lieferkette beteiligten Unternehmen und einen Supply-Chain-Manager auf Geschäftsführungsebene, der den gesamten Prozess aus einer Hand betrachtet.
Er ist der Dirigent eines Orchesters, in dem
- die Käufe die Blechblasinstrumente
- die Logistik die Holzblasinstrumente
- die Kundschaft die Schlaginstrumente
- und die Produktion die Streichinstrumente sind.
5. Welche Ziele verfolgt die Lieferkette?
Meine Lieblingsdefinition ist die der „8 Rs“, die lautet:
- Right material -> die richtigen Materialien
- Right quantity -> in der richtigen Menge
- Right quality -> von der richtigen Qualität
- Right place -> am richtigen Ort
- Right time -> zur richtigen Zeit
- Right method -> mit der richtigen Methode
- Right cost -> zu den richtigen Kosten
- Right impression -> mit einem guten Eindruck
6. Welche Ausrüstung wird für die Lieferkette benötigt?
Software und Hardware. Intelligenz und Elektromechanik.
Je nach Komplexität der Kette können nützlich oder sogar unverzichtbar sein:
- Eine Software für das Bedarfsmanagement
- Ein WMS für die Lagerverwaltung
- Eine Software für das Transportmanagement
- Eine Software für die Beschaffung.
Auch Investitionen in Ausrüstung können mehr oder weniger komplex sein:
- Automatische Lager
- Kommissionierroboter
- Selbstfahrende Fahrzeuge zum Bewegen von Paletten.
7. Welche Elemente kennzeichnen die Lieferkette und ihre potenziellen Vorteile?
Wie bereits erwähnt, gibt es einige Punkte, die heutzutage als besonders interessant, wenn nicht sogar als grundlegend für eine gute Lieferkette angesehen werden.
Die Hauptelemente, die das Supply-Chain-Management kennzeichnen, sind die Integration der Prozesse und aller beteiligten Akteure, wobei der Kunde im Mittelpunkt steht. In dieser Logik sind alle Verschwendungen und Ineffizienzen begrenzt.
8. Wie ist die Lieferkette in Modula organisiert?
Die Pandemie hat uns veranlasst, unsere Lieferkette zu erneuern. Wir sind von der „Just-in-Time“-Produktion zur „Just-in-Case“-Produktion übergegangen.
Ausgehend von der Annahme, dass wir im Zwei- oder Drei-Wochen-Rhythmus produzieren, frieren wir die Produktionswochen ein und legen so im Voraus fest, welche Maschinen für welche Kunden in diesen Zeitfenstern hergestellt werden.
Wir wissen genau, dass am Tag X zur Uhrzeit X dieses Modula-Modell mit dieser Seriennummer für diesen bestimmten Kunden hergestellt wird. Unser Produkt ist zwar ein Standardprodukt, aber es gibt tausende von möglichen Konfigurationen in Bezug auf Höhe, Trägerbreite, Tiefe, Nutzlast und Anzahl der Träger.
Unser Produktionssystem ist zu 99 % internalisiert, mit Ausnahme von elektrischen Schalttafeln und Lifts. Damit wir kontinuierlich und ohne Produktionsunterbrechungen arbeiten können, haben wir mit unseren Hauptlieferanten Verträge entwickelt und optimiert, die uns die Materialversorgung gegen die Garantie einer großen Bestellmenge sichern.
Die Lieferanten garantieren nicht nur die Lieferung, sondern fungieren auch als logistische Drehscheiben, die das Material liefern, wenn es für die Produktion benötigt wird. Dies schützt uns auch vor kontextuellen Problemen, wie sie in den letzten Jahren aufgetreten sind, z. B. bei Covid.
Unsere Lieferkette besteht aus vier aufeinander folgenden Schritten: VERKAUFEN – PRODUZIEREN – LIEFERN – INSTALLIEREN.
All dies ist dank hochdigitalisierter Systeme und Programme möglich, die es uns erlauben, jeden Produktionsschritt auf Distanz zu überwachen. Dadurch werden Fehler in Echtzeit minimiert, und es wird verhindert, dass Teile des Lagers nicht konform sind und deshalb entsorgt werden müssen.