Das ist die Frage, die sich jeder selbst stellen muss und auf die niemand eine konkrete Antwort zu geben weiß. Passenderweise spricht man immer über Probleme, die theoretisch analysiert werden, zeigen jedoch am Ende keine Lösung.
Die meisten Unternehmen entscheiden, basierend auf Erfahrung und Intuition, subjektiv, welche Mengen an Waren auf Lager gehalten werden sollen. Mit dem bekannten Satz „nach Augenmaß würde ich sagen brauchen wir 500 Stück“. In Wirklichkeit gibt es viele Elemente, die objektiv berücksichtigt werden sollten, bevor bestimmte Entscheidungen getroffen werden, die alle sehr wichtig sind.
Einige Faktoren werden jedoch oft unterschätzt, wie beispielsweise:
- Die spezifischen Eigenschaften des Artikels.
- Die erwartete Nachfrage und der mögliche zukünftige Preis.
- Die Nachbestellungsmöglichkeiten, d. h. die Verfügbarkeit des Produkts und die Lieferzeiten.
Darüber hinaus neigen wir dazu, ein wenig aus Faulheit und ein wenig aus Zeitmangel, große Bestellungen auszulösen, ohne zwei relevante Faktoren in der Unternehmensführung zu berücksichtigen:
- Kosten (und Erlöse) im Zusammenhang mit dem Vorhandensein oder Fehlen von Beständen.
- Spezifische Ziele, für die eine bestimmte Menge an Bestand gehalten wird.
Es gibt 5 Arten von Kosten der Lagerverwaltung:
- Anschaffungs-/Produktionskosten
Ist der Betrag, der dem Zulieferer gezahlt wird bzw. der Betrag, der den Produktionskosten entspricht. Dies ist nur dann ein echter Kostenfaktor der Bestandsführung, wenn der an den Zulieferer gezahlte Preis (oder die Produktionskosten) mit der Veränderung der einzelnen Chargen des Einkaufs/der Produktion variiert (in der Praxis, wenn es die Möglichkeit gibt, Mengenrabatte zu nutzen). - Bestellkosten
Sind die Kosten, die allein dadurch entstehen, dass man eine Bestellung auslöst und dann Tätigkeiten wie Wareneingang, Kontrolle oder Lagerung durchführen muss. Es handelt sich um einen von der Abnahmemenge unabhängigen Kostenfaktor, die sich z. B. aus Personalkosten, Verarbeitung von Einkaufsbelegen, Bankgebühren, Datenverarbeitungskosten zusammensetzt. - Lagerhaltungskosten
Sind die Kosten, die einem Unternehmen durch die einfache Tatsache entstehen, Waren im Lager zu lagern. Tatsächlich bindet diese Ware das Kapital, nimmt Platz im Lager ein und muss manchmal sogar gewartet werden. Diese Kosten setzen sich sowohl aus Komponenten zusammen, die sich nicht ändern, wenn die Bestandsmenge variiert (Lagermiete, spezielles Personal usw.), als auch aus Komponenten, die proportional zur Warenmenge variieren (Versicherung, Zinsen auf das investierte Kapital usw.). Es ist zweckmäßig, die Kosten der Lagerung als Prozentsatz des Wertes der in einer bestimmten Zeiteinheit gelagerten Waren auszudrücken. - Kosten der Überalterung
Dies sind die Kosten, die mit der physischen und/oder technischen Verschlechterung (Überalterung) von Waren verbunden sind, die sich über einen längeren Zeitraum im Lager befinden.Diese Kosten können auf 2 verschiedene Arten ausgedrückt werden:
– Als jährlicher Prozentsatz des Wertes der Waren auf Lager (z. B. können wir sagen, dass der Lagerbestand mit 3 % pro Jahr „abgeschrieben“ wird).
– In Euro pro Wareneinheit, die zum Jahresende noch auf Lager ist. In diesem Fall könnte der Betrag als Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem erzielbaren Preis berechnet werden. - Kosten bei Engpässen
Dies sind die Kosten, die sich ergeben, wenn die Nachfrage aufgrund von Warenmangel zeitnah nicht befriedigt werden kann. Wenn der Kunde bereit ist zu warten (z. B. wenn er sich in einer Monopolsituation befindet), sind die Kosten des Engpasses möglicherweise gar nicht vorhanden oder können in Euro pro fehlender Einheit und pro Zeiteinheit gemessen werden (dies ist der typische Fall von Strafen bei verspäteter Lieferung). Wenn der Kunde nicht bereit ist zu warten (häufigerer Fall), verliert das Unternehmen den Verkauf und man muss einen Ertragsverlust verzeichnen, der in Euro pro fehlender Einheit ausgedrückt wird.
Die Unternehmensziele können von verschiedenen Unternehmensfunktionen unterschiedlich wahrgenommen werden, aber sie sind sicherlich mit einem einzigen Ziel verbunden: der Gewinnmaximierung.
Die Verkaufsabteilung könnte die Lagerbestände hoch halten, um Lieferverzögerungen zu vermeiden. Die Einkaufsabteilung könnte die Lagerbestände hoch halten, um die Stückkosten zu senken, und die Produktion könnte sie hoch halten, um die Stückkosten durch Erhöhung der Produktionsmengen zu senken. Auf der anderen Seite hätten wir eine Verwaltung und Verwaltungskontrolle, die einen niedrigen Bestand verlangt, um die wirtschaftlichen und finanziellen Kosten zu minimieren und die auch gerne die zu lagernden/zu wartenden Mengen minimieren möchte.
All dies muss jedoch in einem angemessenen Serviceniveau (je nach Produktart, Unternehmen, Wettbewerb, Kunde) umgesetzt werden, dass das beste Verhältnis zwischen Umsatz und Kosten gewährleisten kann.
Deshalb ist es notwendig eine Reihe von Informationen zur Verfügung haben:
- Über die Eingänge.
- Über die Ausgänge.
- Über die Einschränkungen.
1. Informationen, die benötigt werden, um den Bestand in Bezug auf den Umsatz gut zu verwalten
- Zulieferer und ihre Gewohnheiten
Bestandsverwalter müssen ihre aktuellen und zukünftigen Zulieferer gut kennen. Wenn sie zahlreich sind, wenn es mehr Beschaffungsalternativen gibt, wenn sie knapp sind, gibt es mehr Möglichkeiten, Partnerschaftsvereinbarungen abzuschließen, die die Effektivität und Effizienz in der Versorgung gewährleisten. Gut zu wissen ist auch, wie schnell sie liefern, wie pünktlich sie sind und wie sie dringende oder außergewöhnliche Bedürfnisse erfüllen können. - Der Preis
Der hohe oder niedrige Preis eines Materials oder Produkts hat einen direkten Einfluss auf die Investition, die das Unternehmen tätigen muss. Seine Schwankungsbreite kann sich auf die Vorziehung oder Verschiebung auswirken, mit der Lieferungen oder Produktion geplant werden müssen. - Festgelegte Chargen
Alle Produktionssysteme und fast alle Zulieferer schreiben Mindestchargen vor, unterhalb derer es nicht möglich ist, ein bestimmtes Produkt zu produzieren oder zu kaufen. Mindestchargen sind vielleicht die Elemente, die den größten Einfluss auf die Höhe der Bestände haben, die die Unternehmen normalerweise halten. Sie können das Angebot von Mengen vorschreiben, die über den tatsächlichen Bedarf hinausgehen. - Zahlungsbedingungen
Ein Unternehmen, das kauft oder produziert, bevor es muss (lange bevor Verbrauch oder Verkauf stattfinden), sieht seine Lagerkosten steigen. Dies wird zweifellos durch die Zeit, die für Zahlungen an Zulieferer benötigt wird, abgeschwächt. Solange die Ware nicht bezahlt wird, gibt es de facto keine Kapitalbindung.
2. Informationen, die benötigt werden, um den Bestand in Bezug auf Ausgänge gut zu verwalten
- Kunden und ihre Gewohnheiten
Wie bei den Zulieferern muss der Bestandsverwalter wissen, wer seine aktuellen und zukünftigen Kunden sind. Wenn sie viel Wert auf den Service legen, können sie mit eventuellen Regallücken nicht gut umgehen. Wenn sie nicht viel Wert auf den Service legen, ist es sinnvoll, ein gewisses Risiko einzugehen und die Sicherheitsbestände zu minimieren. Es ist auch wichtig zu wissen, ob diese Kunden immer die gleichen sind oder ob sie sich häufig ändern: Man kann eine Nachfrage nicht befriedigen, wenn man sie nicht gut kennt. - Verderblichkeit und Überalterung von Waren
Es gibt Produkte, die nicht lange gelagert werden können, weil sie ablaufen. Es gibt aber auch Produkte mit unbegrenzter Haltbarkeit. Es gibt Produkte, die sich nie ändern und immer die Gunst des Marktes gewinnen und es gibt Produkte, die zwar intakt bleiben, aber im Lager vor sich hin altern und verstauben. Der Bestandsverwalter muss mit allen seinen Produkten vertraut sein. Alle haben ihre eigenen Lagerhaltungskosten. Bei einigen fallen sie höher, bei anderen niedriger aus und die spekulative Verwaltung (Mengenrabatte) verderblicher oder überalternder Produkte kann am Ende teuer werden. - Die zukünftige Nachfrage
Ist eine der wichtigsten Informationen und gleichzeitig am schwierigsten zu erhalten. Ein Unternehmen (das nicht mit Beständen arbeitet) kann es sich nicht leisten, keine Prognosen zu treffen. Deshalb lohnt es sich immer, wissenschaftliche Systeme für diesen Zweck einzusetzen. Wir erinnern uns auch daran, dass die Prognosen vom Marketing oder vom kaufmännischen Bereich gemacht werden sollten. Tun sie es nicht, wird die Aufgabe dem Bestandsverwalter übertragen.
3. Informationen, die benötigt werden, um den Bestand unter Berücksichtigung von Einschränkungen gut zu verwalten
- Platzangebot
Der im Lager verfügbare Platz ist eine Einschränkung, die die Verwaltung der Bestände stark beeinflussen kann. Viel Platz bzw. ein großer Raum ermöglicht beispielsweise Lieferungen in großen Chargen, die die Aktivitäten beim Wareneingang vereinfachen, aber offensichtlich das gesamte Lager überfüllen. Wenig Platz bzw. ein kleiner Raum hingegen zwingt zu häufigen und gut organisierten Lieferungen. Mitunter tritt in der Arbeitswelt eine paradoxe Situation ein: Die am besten organisierten Unternehmen sind diejenigen, die über ein begrenztes Platzangebot verfügen.
Denn sie setzen auf automatische vertikale Technologien. (Dieses Video ist das beste Beispiel: Vollautomatische Lagerlogistik für den Maschinenbauer NR). - Interne Ressourcen für die Verwaltung
Dies sind all jene Ressourcen wie die Verfügbarkeit von Arbeitern und Lageristen oder Automatisierungssystemen für Ein- und Auslagerungen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Effizienz der Liefer- und Vertriebsprozesse haben. Unternehmen, die schlau investiert haben, haben klare Wettbewerbsvorteile. - Finanzielle Einschränkungen
Die „reicheren“ Unternehmen sind immer besser dran als die Ärmeren, auch in Bezug auf die Logistik. Es mag banal klingen, aber es ist einfach so. Wer über finanzielle Mittel verfügt, kann zwischen großen und kleinen Chargen, zwischen spekulativen und physiologischen Beständen, zwischen automatisierten und manuellen Lagern, zwischen großen und kleinen Lagern, zwischen interner Verwaltung oder ausgelagerter Verwaltung wählen.